UNIVERSITÄTSKLINIK FÜR PSYCHIATRIE UND PSYCHOTHERAPIE

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Geschichte

Universitätspsychiatrie in Magdeburg

Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie entstand zeitgleich mit der Klinik für Neurologie in Februar 1994, nach dem durch Berufung der Lehrstuhlinhaber für Neurologie sowie für Psychiatrie und Psychotherapie die ehemalige Nervenklinik der Medizinischen Akademie in zwei eigenständige Kliniken umgewandelt wurde. 1996 wurde die Klinik um den Bereich Psychosomatische Medizin erweitert.

Die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin nimmt einen regionalen Versorgungsauftrag für Magdeburg wahr. Im Rahmen der gemeindenahen Versorgung arbeitet sie eng mit den entprechenden komplementären Diensten einschließlich des sozial-psychiatrischen Dienstes zusammen.

Geschichte der Nervenheilkunde in Magdeburg bis 1994

Die Nervenheilkunde, welche die klinische Neurologie und Psychiatrie umfasste, hat in Magdeburg eine mehr als 100-jährige Tradition. 1891 wurde eine „Irrenabteilung“ als erste klinische Einrichtung der damals neu erbauten Sudenburger Krankenanstalten gegründet. Als Vorläufer dieser Abteilung gab es bereits vor 1891 einen Bereich für geistig Gestörte im Städtischen Krankenhaus. Mit dem Pavillon I (dem heutigen Haus 1 des Universitätskliniums), dem „Irrenpavillon“, der damals errichteten Sudenburger Krankenhausanlage wurde ein für die damalige Zeit komfortables Gebäude mit einem Kostenaufwand von 523000 Reichsmark errichtet, das neben den damals üblichen „Tobzellen“ für aggressiv erregte Patienten, zwei Tages- und Speiseräume, vier Überwachungsäale mit je 15 Betten und zwei Patientenzimmer mit je vier Betten hatte (siehe Abbildung 1). Im ersten Geschoss waren Wohnungen sowie Diensträume für das ärztliche und pflegerische Personal.

Zur Wahl des Standortes wurde in der Chronik vermerkt:„...Beim Suchen nach einem geeigneten Bauterrain einigte man sich bald auf einen Platz in der Leipziger Straße. Hier im südlichen Theile der Stadt, wo die beiden mächtigen, infolge ihrer Fabrikbevölkerung ein bedeutendes Krankenmaterial liefernden Vorstädte Buckau und Sudenburg gabelförmig auseinanderweichen, fand man in nicht allzu großer Entfernung von dem Mittelpunkte der Stadt ein Gebiet, welches sich in ganz hervorragender Weise für die Anlage eines Krankenhauses eignete. An dem höchsten Theile des Magdeburger Geländes gelegen, mit gesundem Untergrund, in großer Entfernung von rauchenden Fabrikschloten, bot es fast alle Erfordernisse für die Einrichtung einer großen Krankenhausanlage dar. Seine Entfernung vom Mittelpunkt der Stadt beträgt zwar über 3 Kilometer, aber nach der Verlängerung der Pferdebahn, welche das Zentrum der Stadt mit dem Krankenhause verbindet, dürften auch die hieraus erwachsenden Schwierigkeiten nach Möglichkeiten beseitigt sein. Ist es leider doch ein unvermeidlicher Mißstand aller Großstädte, daß frische rauch- und staubfreie Luft nur in größerer Entfernung vom Mittelpunkt zu finden ist...“

Schon bald nach Inbetriebnahme des „Irrenpavillons“ wurde verfügt, dass das attraktive Gebäude für internistisch Kranke zur Verfügung gestellt werden sollte. Hierzu erging folgender Erlass:

„... Durch das Gesetz vom 11. Juli 1891 haben sich aber die Verhältnisse dahin geändert, daß die Stadt ihre Geisteskranken nur vorübergehend zur Beobachtung aufnimmt, um sie dann zur dauernden Verpflegung den Provinzial-Anstalten zuzuführen. Während früher nur die acuten Geisteskranken und die Gemeingefährlichen der Provinz übergeben wurden, werden jetzt alle Geisteskranken übergeführt, deren Zustand eine Pflege in der Familie unthunlich erscheinen läßt. Infolge dieser veränderten Sachlage ist im Krankenhause nur eine kleine Beobachtungsstation erforderlich, so daß die Zahl der Geisteskranken seit Durchführung dieser Bestimmungen sich kaum über 20 erhoben hat. Das große geräumige Gebäude mußte deshalb für andere Zwecke verwertbar gemacht werden…“

In der Folgezeit wurden dann in dem überwiegend internistisch genutzten Gebäude 65 Betten für Nervenkranke bis 1929 zur Verfügung gestellt.

Die Gründung der Nervenklinik als eigenständiger Institution des Sudenburger Krankenhauses erfolgte 1929. Als erster Direktor wurde Professor Pette berufen, dessen Interessenschwerpunkt in der Nervenheilkunde auf neurologischem Gebiet lag; für akut Kranke wurden in der Klinik Isolierungsmöglichkeiten geschaffen, chronisch psychisch Kranke wurden in die benachbarten Heil- und Pflegeanstalten verlegt. Von 1931 bis 1934 war Professor Jacobi Direktor der Nervenklinik. Zu dieser Zeit wurde die erste Karotisangiographie durchgeführt. Als weitere Direktoren folgten Prof. Fünfgeld (1935-1939) und Professor Ruffin (1939-1945). Die in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts noch üblichen Isolierzellen und Dauerbäder wurden in den 30er Jahren von Prof. Fünfgeld abgeschafft. Im Jahre 1944 wurde ein großer Teil der Nervenklinik durch eine Luftmine zerstört; der Wiederaufbau erfolgte unter dem damaligen Klinikleiter Professor Steinkopff, der bis 1954 Direktor war. Im Jahre 1952 gründete Steinkopff die Kinderpsychiatrische Abteilung; 1955 wurde die Elektroenzephalographie in die Klinik eingeführt.

Mit der Gründung der Medizinischen Akademie Magdeburg im Jahre 1954 kamen neben den klinischen Routineaufgaben Lehrverpflichtungen auf die Nervenklinik zu. 1955 erfolgte die Berufung von Professor Keyserlingk auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Neurologie und Psychiatrie, unter dem sich der Übergang von der Städtischen Nervenklinik zur Akademischen Institution vollzog. Die weitere akademische Entwicklung wurde ab 1958 von Professor Parnitzke geprägt. Nach dessen Emeritierung wurde 1975 Prof. Kühne als Klinikdirektor berufen. In dieser Zeit erfolgte eine Umstrukturierung der Nervenklinik, indem 1976 eine Abteilung für Neurologie geschaffen wurde, die von Professor Koch geleitet wurde, eine Abteilung für Psychiatrie, die Professor Kühne unterstand. Hinzu kam eine Abteilung für Psychiatrie und Neurologie des Kindes- und Jugendalters, die von Frau Prof. Klepel geleitet wurde sowie eine Abteilung für klinische Psychologie unter Professor Regel. 1980 wurde die Klinik ergänzt durch eine Abteilung für die damals aufkommende Computertomographie. 1983 wurde Prof. Koch Direktor der Nervenklinik. Nach der politischen Wende wurde ab 1992 der neurologische Bereich der Klinik für einen Zeitraum von zwei Jahren von Frau Prof. Haas, der psychiatrische Bereich von Herrn Dr. Knorr geleitet.

Literatur zur Geschichte der Klinik:
PARNITZKE, K.-H.: Entwicklungslinien der Neurologie und Psychiatrie, dargestellt am Beispiel der Magdeburger Nervenklinik. In: Das deutsche Gesundheitswesen - Organ der Deutschen Gesellschaft für klinische Medizin 19: (1964) 1850-1856

Letzte Änderung: 02.09.2021 - Ansprechpartner:

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